Vor zwei Jahren schwappte in Büren die Aare über die Ufer. Auch der örtliche Fussballklub war stark betroffen und kam an die Grenzen seiner finanziellen Möglichkeiten. Wie sieht es zwei Jahre später beim Drittligisten aus?
Beat Moning, Bieler Tagblatt vom 2. August 2023
Schreckmoment Hochwasser – ob Häuser in unmittelbarer Nähe von Seen und Flüssen – es trifft viele teils happig. Fussballplätze und Infrastrukturen werden da nicht verschont. Der FC Büren kann ein Liedlein davon singen: 1999, 2007, 2016 und 2021 war der Sportplatz Lachen westlich des Dorfes betroffen. Besonders vor zwei Jahren traf es den Fussballklub beträchtlich. «Das war ein Schockmoment», erinnert sich Marco Kocher, seit sechs Jahren Chef Infrastruktur im Vorstand und Spieler der ersten Mannschaft, an diesen Juni/Juli zurück. Kam noch dazu, dass er zuletzt einen Kreuzbandriss auskurieren musste und erst jetzt wieder ins Geschehen eingreifen kann. Der Platz stand also unter Wasser, der Rasen erhielt keine Luft mehr, zwei Drittel der Fläche waren kaputt. Weil Buvette und Garderobe «weisheitshalber» erhöht gebaut worden waren, gab es zumindest bei diesen nebeneinanderstehenden Gebäuden keine weiteren Schäden.
Nur zusehen konnte man, «aber wir blieben nicht tatenlos und wollten so schnell wie möglich alles wieder instand stellen», so Kocher, der sich ab sofort mit dem pensionierten Platzwart und Homepage-Verantwortlichen Hanspeter Gribi nicht über Arbeit beklagen konnte. Schliesslich dient der Platz nicht nur dem Fussball: Da gibt es ein Fischessen, es werden Geburtstage gefeiert und am letzten 8. Juli sorgte Marco Kocher gleich selbst für einen Höhepunkt: Er heiratete auf dem Lachen, seit 1976 die Heimat des FC Büren. Dass das Feld auf einer ehemaligen Lehmgrube steht, macht es nicht einfacher. Die Aare unmittelbar daneben auch nicht.
Terrain anheben?
Ab dem 20. August 2021 aber ging es an die Sanierung. «Wir brauchten die Hinrunde dafür, ab 2022 war dann so weit alles wieder in Ordnung.» Wenn auch der Blick auf den Aarespiegel gerade nach Gewittern automatisch erfolgt. Das Ereignis hat sich finanziell wie auch sportlich ausgewirkt. In der Saison 2021/22 stieg der FC Büren nämlich in die 4. Liga ab, schaffte aber in der abgelaufenen Saison den sofortigen Wiederaufstieg. So weit, so gut. Aber was tun mit dem Terrain?
Die Frage, die sich damals stellte: Sanieren oder gar das ganze Feld um rund einen halben Meter «anheben»? «Es gab diverse Abklärungen. Die Kosten für eine Anhebung des ganzen Feldes wären auf 250 000 Franken gekommen. Das lag für unseren Verein nicht drin. Von der Gemeinde konnten wir da keine Hilfe erwarten.» Zumal bereits ein Darlehen von 45 000 Franken am Laufen ist, damit die Beleuchtungsanlage saniert werden konnte. Da wurde auch die Sporthilfe «angezapft», sodass auch da kein weiteres Geld angefordert wurde. Auch die Gemeinde hat sich mit einem Betrag bei der Beleuchtung beteiligt. Das meiste blieb an den Mitgliedern hängen.
Der Klub entschied sich also für die Variante «striegeln, lochen, sanden, säen». Das «Dilemma » kam den FC Büren auf 30 000 Franken zu stehen. Neben den 18 000 Franken für die Wiederherstellung gab es noch ein finanzielles Loch bei den Ausfällen aus Einnahmen der Buvette. «Da wir in der Hinrunde keine Heimspiele austragen konnten, hatten wir da keinen Umsatz», sagt Kocher. Dabei
musste der FCB auch noch die abgesagten Spiele aus der Corona-Saison verdauen. Trainiert wurde beim benachbarten FC Safnern, dessen Platz etwas weiter hinten und erhöht liegt. Oder die Spieler wichen zum Schulhaus aus.
Nicht versicherbar
Versichern kann man auf dieser Welt bekanntlich alles, fast alles. Auch Fussballplätze nach einer Überschwemmung nicht. Marco Kocher stand mit diversen Versicherungen in Kontakt. «Alle gaben mir die gleiche abschlägige Antwort und ich könnte jetzt nicht einmal eine Prämie nennen. » Das Problem ist grundsätzlich: «Schwappt die Aare über, ist das ein Naturereignis einerseits. Andererseits steigt da lediglich das Grundwasser an und wird somit nicht als Hochwasserschaden bezeichnet.» Da müsste das Wasser schon über den Damm hinauslaufen. «So weit wird es hoffentlich nie kommen. » Versichern kann man jedoch die Buvette oder die Garderoben. Diese Infrastrukturen gehören zu den Elementarschäden. «Wir verzichten aber darauf, dies zu versichern und Prämien zu bezahlen. Wir gehen davon aus, dass das Wasser nie in diese Höhe steigen wird.» Die Gebäude sind bereits wie erwähnt erhöht gebaut worden.
Nicht nur in Büren wünscht man künftig kein Aare-Hochwasser mehr, keine Schäden und keine Kosten auf dem Buckel der Vereine. Die Aare haben sie so oder so alle lieb. «Ja, nach einem Training geht da schon der eine oder andere Spieler ein Erfrischungsbad nehmen», weiss Bauführer Marco Kocher. Und blickt Richtung Himmel: In Büren regnet es. Von Hochwasser aber aktuell keine Spur.
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